Die Gerechtigkeit im Tarot
Justitia ist blind – aber nicht im Tarot! Die personifizierte Gerechtigkeit wird in vielen Tarot-Decks mit klarem und direktem Blick dargestellt. Häufig trägt die Gestalt ein Schwert und eine Waage. Da es viele Arten von Gerechtigkeit gibt, kann diese Tarot-Karte vielfältige Denkanstöße bieten. In einigen Tarot-Decks trägt die Gerechtigkeit die Nummer VIII, in anderen die Nummer XI.
Tarot-Illustrationen der Gerechtigkeit
Im Rider-Waite-Tarot entspricht die Gerechtigkeit der Karte Nummer XI. Die Tarot-Karte zeigt einen König, der eine Krone und ein rot-goldenes Gewand trägt. In den Händen hält er ein erhobenes Schwert und eine Waage – zwei typische Symbole für die Gerechtigkeit, die auch von den Statuen und Bildern der Göttin Justitia bekannt sind.
In der römischen Mythologie repräsentierte Justitia ursprünglich die ausgleichende Gerechtigkeit, derzufolge jeder einen gerechten Teil von etwas erhalten sollte. Deshalb stellten die Römer die Göttin in der Antike nicht mit einem Schwert dar, sondern mit einem Füllhorn. Die Waage war allerdings bereits damals ein typisches Merkmal von Justitia.
Erst später wurde sie uminterpretiert und als diejenige betrachtet, die das Unrecht bestraft und Übeltäter zur Rechenschaft zieht. Deshalb trägt die personifizierte Gerechtigkeit heute nicht nur auf Tarot-Karten, sondern auch auf Statuen und Gemälden meistens ein Schwert. Das Füllhorn ist nahezu vollständig aus den bildlichen Darstellungen verschwunden.
Die Gerechtigkeit in diversen Tarot-Decks
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Recht, Ausgleich und Wiedergutmachung
Assoziationen
Die Gerechtigkeit
Element:Feuer
Farbe:Gelb
Kräuter:Minze
Baum:Palme
Geruch:Weihrauch
Öl:Basilikum
Tiere:Löwe, Schlange
Edelstein:Onyx
Anatomie:Leber
Astrologie:Löwe
Aufrechte Deutung:
Wahrheit, Gerechtigkeit, Fairness, Gesetz, Ordnung, Ausgewogenheit, Zutrauen, Urteilsvermögen, Tatkraft
Umgekehrte Deutung:
Ungerechtigkeit, Unehrlichkeit, Befangenheit, Strenge, Eitelkeit, Vorurteile, Machtmissbrauch, Despotismus
Das Connolly-Tarot ordnet der Gerechtigkeit ebenfalls die Nummer XI zu. In diesem Tarot-Deck besteht die Abbildung aus einer Frau in einem blutroten Kleid, an dem sich ein blauer Saum befindet. Eine grüne Schärpe ist über ihre Schulter gelegt und auf dem Haupt trägt sie eine goldene Krone. Mit der rechten Hand streckt die Königin ein Schwert empor, in der linken Hand hält sie eine Waage. In den unteren beiden Ecke der Tarot-Karte sind Blumen zu sehen. Der Himmel ist Magenta und Violett, wie bei einer Morgen- oder Abenddämmerung. Diese Farben spiegeln sich in dem Schwert.
Auf allen diesen Tarot-Karten sind zudem zwei Säulen abgebildet, zwischen denen die Person sitzt oder steht. Das gilt auch für das Classic-Deck. Die Gerechtigkeit wird in dieser Tarot-Illustration ebenfalls als Person symbolisiert, die ein Schwert und eine Waage trägt. Im Classic-Deck hat die Gerechtigkeitskarte die Nummer VIII.
Dieselbe Nummerierung wendet das Swiss 1JJ Tarot an. Neben Schild und Waage trägt die personifizierte Gerechtigkeit in diesem Tarot-Deck eine Rüstung. Die Körperhaltung der Person wirkt, als würde sie gerade einen Ausfallschritt machen oder zur Seite treten wollen. Je nach Interpretation können Sie auch den Eindruck haben, die gemalte Person wolle sich in die Richtung des Betrachters bewegen.
Viele Tarot-Karten zeigen die Gerechtigkeit als König oder Königin. Diese Darstellung deutet metaphorisch auf das (vor-)herrschende Recht hin, verweist aber auch auf die Herrschaft des Rechts, das sich letztlich durchsetzt.
Eine gänzlich andere Illustration können Sie im Haindl-Tarot bewundern. Auf der Gerechtigkeitskarte dieses Tarot-Decks sind eine blaue und eine gelbe Waagschale abgebildet, über denen jeweils eine Kugel schwebt. Möglicherweise fallen die Kugeln gerade erst in die Waagschalen.
Im Hintergrund sind mehrere Pfauenfedern zu sehen. Darüber hinaus ist die Gerechtigkeitskarte im Haindl-Tarot mit mystischen Symbolen geschmückt. Der Gerechtigkeit bildet in diesem Tarot-Deck wie im Rider-Waite-, dem Classic- und dem Connolly-Tarot die elfte Karte der Großen Arkana.
Das ägyptisch angehauchte Ibis-Tarot zeigt eine Frau, die auf einem Thron sitzt. Verschiedene Tiere, die in der ägyptischen Mythologie eine wichtige Rolle spielen, sind am Thron dargestellt – auch ein Mensch mit Flügeln ist zu sehen. Das Schwert besitzt keine gerade, sondern eine gekrümmte Klinge. Im Englischen trägt diese Tarot-Karte den Titel „The Balance and the Sword“, anstatt schlicht mit „Gerechtigkeit“ bzw. „Justice“ betitelt zu sein.
Auf allen diesen Tarot-Karten und in den meisten anderen Decks zum Kartenlegen sind die Waagschalen ausgeglichen. Meistens befindet sich (noch) nichts darin. Dies könnte als Symbol dafür verstanden werden, dass die Entscheidung noch aussteht und das Urteil von Justitia noch nicht gesprochen ist.
Details wie diese können, müssen jedoch nicht die Deutung der Gerechtigkeitskarte beeinflussen. Auffällig ist, dass Justitia bei Statuen oft mit verbundenen Augen dargestellt wird, wohingegen die personifizierte Gerechtigkeit auf Tarot-Karten die Augen meistens offen hält und ihren Blick auf den Betrachter der Karte richtet.
Interpretation der Gerechtigkeit beim Tarot
Die achte bzw. elfte Karte der Großen Arkana kann ein breites Spektrum an Assoziationen und Deutungsmöglichkeiten eröffnen – denn Gerechtigkeit umfasst viele verschiedene Aspekte. Je nachdem, warum Sie die Tarot-Karten legen und in welchen Lebensumständen Sie sich gerade befinden, können Sie in der Gerechtigkeitskarte zum Beispiel einen Verweis auf Recht und Gesetze, amtliche Angelegenheiten oder formelle Rechenschaft betrachten.
Einige Kartenleger interpretieren die Gerechtigkeitskarte beim Tarot als einen motivierenden und kraftspendenden Hinweis darauf, dass sich eine schwierige Lage letztlich doch zum Guten wenden wird. Dabei muss es sich nicht um einen juristischen Sieg vor Gericht handeln. Denkbar ist auch, dass Sie einen Streit schlichten oder eine Entschuldigung für ein Unrecht erhalten, das Ihnen widerfahren ist.
Wie immer sollten Sie die Tarot-Karte jedoch nicht zum Anlass nehmen, sich entspannt zurückzulehnen. Vielmehr sollten Sie die Gerechtigkeitskarte als Erinnerung daran verstehen, dass Gerechtigkeit möglich ist; ob sie eintrifft, hängt von vielen Faktoren ab – nicht zuletzt von Ihrem eigenen Einsatz und der moralischen und praktischen Unterstützung, die Sie von anderen erhalten.
Da Justitia ursprünglich für die ausgleichende Gerechtigkeit stand, können Sie diese Karte der Großen Arkana auch dahingehend deuten: Eine Situation, die außer Kontrolle geraten ist, kann wieder ins Lot gebracht werden, wenn Sie den richtigen Weg finden, um diese Angelegenheit anzugehen.
Möglicherweise fühlen Sie sich ungerecht behandelt und haben den Eindruck, weniger zu erhalten als Ihnen zusteht. In diesem Fall kann die Gerechtigkeitskarte Sie tröstend daran erinnern, dass oft eine ausgleichende Gerechtigkeit hergestellt werden kann. „Ausgleichende Gerechtigkeit“ bedeutet in diesem Zusammenhang jedoch nicht, dass Sie mehr erhalten als andere. Deshalb kann es sinnvoll sein, die eigenen Ansprüche zu überprüfen.
Die Gerechtigkeit in der umgekehrten Position
Wenn die Karte umgedreht erscheint, können Sie darüber nachdenken, ob Sie das Opfer einer ungerechten Behandlung werden könnten. Gibt es Anhaltspunkte für aufgestaute soziale Konflikte, die sich womöglich bald entladen? Steht Ihnen ein passiv-aggressiver Spießrutenlauf bevor? Müssen Sie mit einer anderen Form von Sanktionen rechnen? Vermeiden Sie paranoide Deutungen und konzentrieren Sie sich auf die Dinge, die realistisch erscheinen.
Meistens finden Sie etwas, von dem Sie bereits wissen, dass es in der Zukunft zu Problemen führen wird. Möglicherweise haben Sie sich Feinde gemacht, selbst ein Unrecht begangen oder jemanden unfair behandelt. Vielleicht haben Sie Ihre Verpflichtungen schleifen lassen – auch im Haushalt, gegenüber Ihrer Familie oder bei der Arbeit. Nutzen Sie diese Gelegenheit, Ihre Verpflichtungen wieder aufzunehmen oder einen Schaden wiedergutzumachen.
Die Große Arkana (Rider Waite Tarot)
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Rider Waite Tarot - © Arthur Edward Waite
Tarot-Karten
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Große Arkana
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