Tarot Geschichte
Bis heute gibt der Ursprung des Tarots Rätsel auf. Viele Theorien ranken sich um die Herkunft des Tarot Kartenspiels und seinen 78 Karten. Manche gehen von einem Ursprung im Alten Ägypten aus, andere glauben, die Zigeuner hätten das Tarot entwickelt.
Europäische, altgriechische, arabische, jüdische und indische Mysterien haben ihre Spuren im Tarot hinterlassen. Seit der Renaissance gibt es die ersten historischen Belege; im 14. Jahrhundert wurde das Tarot das erste Mal urkundlich erwähnt. Wir begeben uns auf eine Spurensuche.
Der Begriff „Tarot“
Kurz zur Begriffsklärung: Das Wort „Tarot“ stammt aus dem Französischen. Der Begriff beschreibt ein Kartenspiel, das im Deutschen „Tarock“ oder im Italienischen „Tarocci“ genannt wurde. Das Wort „Tarocci“ hängt mit unserem deutschen Begriff „Trumpf“ zusammen. Es lässt sich nicht eindeutig klären, ob der Begriff „Tarot“ auch mit diesem Kartenspiel zusammenhängt. Andere Erklärungen verweisen wieder auf die französische Sprache.
So könnte der Begriff von dem Wort „tarotée“ abgeleitet worden sein, was so viel wie „kariert“ bedeutet und mit der Kartenrückseite zusammenhängen könnte. Viele Karten verfügten auch über einen silbernen Rahmen, der aus einem spiralförmigen Band bestand. Dieser wurde „tares“ genannt.
Altägyptische Ursprünge
Der französische Mystiker Papus (1865-1816) erzählt von folgender Legende, die den Ursprung des Tarots in das Alte Ägypten verordnet: Demnach berieten die alten Weisen Ägyptens, als das Land kurz vor der Auslöschung stand, wie sie das seit Jahrtausenden gesammelte Wissen bewahren könnten.<
Mehrere Vorschläge wurden abgelehnt, etwa das Wissen in Stein zu verewigen oder einige der Klügsten des Landes zu unterweisen. Denn Stein konnte durch Menschenhand zerstört werden und selbst der Weiseste ist nicht davor gefeit, zum Narren zu verkommen. Die Weisen entschieden, das Wissen an ein Laster zu knüpfen: Das Kartenspiel. Denn was auch geschehe, das Laster werde alle Zeiten überdauern.
Der Mystiker Antoine Court de Gébelin (1719-1784) brachte das Tarot mit dem „Buch des Thot“ in Verbindung. Nach ihm stammen die Zeichen des Marseiller Tarots von den Mysterien der ägyptischen Götter Isis und Thot. Gébelin nimm ebenfalls an, dass die 22 Karten des Großen Arkana für die Elite der altägyptische Gesellschaft stehen, während die 56 Karten des Kleinen Arkana die restliche Bevölkerung darstellen.
Fahrende Völker
Eine weitverbreitete Annahme geht davon aus, dass die Tarotkarten von den Sinti und Roma nach Europa gebracht wurden. Früher glaubte man auch, dass der Ursprung der Zigeuner im Alten Ägypten lag. Das ist mittlerweile widerlegt. Heute gehen die Forscher von einem Ursprung in Indien aus. Wobei sich auch der Ursprung der Sinti und Roma nicht eindeutig lokalisieren lässt.
Atlantis
Eine Theorie besagt, die Tarotkarten haben ihren Ursprung im mythischen Atlantis. Demnach hätte ein Rat von Weisen entschieden, ihr Wissen von Magie in Zahlen und Bildern zu kleiden, damit es erhalten bliebe.
Das frühe Tarot
Woher genau die Karten stammten, dafür interessierten sich die Mystiker lange Zeit nicht. In erster Linie sind es historische Zeugnisse, welche vom Aufkommen der Tarotkarten erzählen. Man geht davon aus, dass das Kartenspiel um 1300 über den Nahen Osten nach Europa gekommen war. Möglicherweise brachten die Kreuzfahrer das Kartenspiel mit sich. Innerhalb kurzer Zeit erfreute sich das Kartenspiel größter Beliebtheit.
Die Herrscher blickten mit Sorge auf das wachsende Interesse breiter Bevölkerungssichten und verboten es häufig. Das ging soweit, dass der Heilige Bernhard von Siena im Jahre 1423 Spielkarten als Teufelszeug verdammte und seine Jünger sie ins Feuer warfen.
Die erste urkundliche Erwähnung von Spielkarten findet sich in einem Dokument von 1367 in Bern. Zumeist handeln solche Dokumente von Verboten. Über die ersten Tarotkarten ist wenig bekannt. Wahrscheinlich wurde es zu diesem Zeitpunkt so noch nicht genannt. Der erste Satz von 52 Spielkarten mit vier Farben kam möglicherweise im 14. Jahrhundert aus dem islamischen Raum nach Europa.
Zwischen 1418 bis 1425 entstand das erste „Trionfi-Spiel“. Es kostete 1500 Dukaten. Mehrere Quellen belegen die Existenz dieses Spiels, unter anderem eine Notiz von Filippo Maria Visconti (1392-1447) aus dem Jahre 1447. Das Spiel soll 60 Karten umfasst und griechische Götter gezeigt haben. Der Maler Michelino da Besozzo (1370-1455) habe die Karten gezeichnet.
Anschließend häuften sich die Erwähnungen des „Trionfi“-Spieles, vor allem am Hof der Visconti, von Ferrara und dem Hof von Bologna, der ebenfalls zu den Viscontis gehörte. Es lässt sich annehmen, dass dieses Spiel von der Familie Visconti verbreitet wurde. Im Jahr 1452 entstand das sogenannte „Visconti-Sforza-Tarocchi“. In diesem Spiel waren die meisten der heute dem Tarot zugeordneten Karten enthalten. Es besaß 74 Karten, 20 davon waren Trümpfe. 35 Karten davon befinden sich heute in der Pierpont Morgan Library.
Zwischen 1490 und 1510 entstand in Frankreich, genauer im Lyon, eine exportstarke Kartenspielproduktion. Man vermutet, dass sich von hier aus Tarot über ganz Europa verbreitete. Es wurde mit der Zeit zu einem beliebten Kartenspiel, vor allem im 18. Jahrhundert.
Das Tarot von Marseille
Im 18. Jahrhundert entstand das heute als traditionell verstandene Tarot, das „Tarot von Marseille“. Das älteste erhaltene Tarot de Marseille wurde in Südfrankreich im Jahre 1713 geschaffen. Damals wurde es noch Tarot de Centuries genannt. Dieses Tarot-Set enthält alle heute gängigen Karten des Großen und Kleinen Arkana, insgesamt 78 Karten. Es ist dieses Tarot, das bis heute für das Wahrsagen verwendet wird.
Die Kleine Arkana besteht aus 56 Karten, welche sich auf vier Symbole verteilen: Kelche, Schwerter, Münzen und Stäbe. Möglicherweise gehen diese Symbole auf die Stände des Mittelalters zurück. Kelche für den Klerus, Schwerter für den Adel, Münzen für die Kaufleute und Stäbe für die Bauern. Das Große Arkana besteht aus 22 Karten mit allegorischen Abbildungen. Die Karten sind nummeriert, ein Bildtitel erklärt die Bedeutung. Ausgenommen die Karte XIII mit der Darstellung „Der Tod“.
Es war in dieser Zeit der Aufklärung, als esoterische Gruppen und Mystiker sich für das Tarot zu interessieren begannen. Ob das Tarot auch in der Renaissance und im Barock für die Wahrsagerei verwendet wurde, ist bis heute umstritten. Doch dürfte es nicht verwundern, dass die zweite „Renaissance“ des Tarots mit dem Aufstieg der Freimaurerlogen, Rosenkreuzer und Geheimbünde zusammenfiel.
Einen wichtigen Anteil an der wachsenden Popularität in esoterischen Kreisen hatte Antoine Court de Gébelin (1719-1784), ein Schweizer Freimaurer und Theologe. Er veröffentlichte 1781 sein Buch „Le monde primitif, anylsé et comparé avec le monde moderne“. Er brauchte in diesem Buch zum ersten Mal die Abbildungen des Tarots mit altägyptischen Mysterien in Zusammenhang.
Ebenso von Bedeutung war der französische Okkultist Jean-François Alliette (1732-1791), auch bekannt unter dem Pseudonym „Etteilla“. Sein 1784 veröffentlichtes Werk „Manière de se recréer avec un jeu de cartes nommées Tarot“ gilt heute als das Standardwerk des Kartenlegens. Seine 1788 gegründete Organisation „Vereinigung der Deuter des Buches von Thot“ beschäftigte sich eingehender mit der Erforschung des Tarots.
Ein Jahr später entwickelte er ein eigenes Tarot-System, das „Grand Etteilla“, welches 78 Karten umfasst, jedoch auf die Unterteilung in ein Kleines und Großes Arkana verzichtet. Etteilla verband das Tarot mit dem Kabbalismus. Nach ihm war es Hermes Trismegistos, der das Tarot entwickelt haben soll.
Neue Tarots entstanden
Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts sah ein erneutes Interesse am Tarot. Éliphas Lévi veröffentlichte im Jahre 1854 das Buch „Dogme et Rituel de la Haute“, die deutsche Version heißt: „Transcendentale Magie“. In ihm wurde das Tarot-System eingehender studiert. Außerdem war Lévi Mitglied des Hermetischen Ordens der goldenen Morgenröte, kurz auch „Golden Down“. Lévi und die Golden Down trugen maßgeblich zur Verbreitung des Tarots bei. Ihnen dienten die Karten in erster Linie als Mittel zur Selbsterkenntnis. Lévi verband das Tarot mit Elementen der Kabbala sowie den vier Elementen der Alchemie (Erde, Wasser, Luft und Feuer).
Es kam zu der Entstehung neuer Tarot-Decks. Der Freimauer und Symbolforscher Oswald Wirth (1860-1943) schuf unter der Anleitung von Lévi ein Tarot-Deck im Jahre 1889. Es enthielt lediglich das Große Arkana und erweiterte die 22 Karten um einige esoterische und kabbalistische Symbole.
Der französische Mystiker Papus entwickelte im selben Jahr sein „Tarot der Zigeuner“. Im Jahre 1909 folgte von ihm das „Tarot der Weissagung“. Im selben Jahr beauftragte Arthur Edward Waite (1857-1942) die amerikanische Künstlerin Pamela Colman Smith (1878-1951) Tarot-Karten zu illustrieren. Der Verlag Rider & Son verlegte das Kartendeck, welches fortan als „Rider-Waite-Tarot“ bekannt war.
Die Popularität wächst – Das Tarot bis heute
Eine weitere wichtige Rolle sollte Aleister Crowley (1875-1947) und der Ordo Templi Orientis (O.T.O.) spielen. 1937 beauftragte Crowley die Künstlerin Frieda Harris (1877-1962), das Große Arkana zu illustrieren. Daraus entstand das „Thot Tarot“ oder „Crowley-Harris-Tarot“. Veröffentlicht wurde es allerdings erst 1969. Crowley und der O.T.O. nutzten das Tarot vor allem als einen Initiationsweg für die Mitglieder des Ordens. In seinem „Book of Toth“ weist Crowley darauf hin, dass die komplette Symbolik des Tarots nur von den höchsten Graden des O.T.O. verstanden werden könnten.
Die Hippie-Bewegung der 60er trug ihr Übriges dazu bei, das Tarot zu verbreiten. Die esoterischen und mystischen Aspekte des Kartenlegens fanden großen Anklang bei den „Blumenkindern“. Das Interesse am Tarot wächst seitdem ständig und es entstehen neue Tarot-Decks. Es gibt mittlerweile Decks, die an das von Arthur Waite angelehnt sind, wie das Morgan-Greer-Tarot oder das Robin-Wood-Tarot.
Auch neue Kartendecks entstanden, wie das Hudes-Deck, das Ägyptische Tarot, das Scapini-Tarot oder das Aquarian-Tarot. Manchmal tritt die spirituelle Komponente zurück und es geht lediglich um ästhetisch ansprechende Illustrationen, zum Beispiel beim Tarot von Salvador Dali. Bei den vielen „Scherz-Tarots“ tritt der esoterische Aspekt ganz in den Hintergrund. Der Kommerz vermag es auch, sich diese alte, mystische Tradition einzuverleiben.
Tarot-Karten
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Große Arkana
Kleine Arkana - Die Stäbe
Kleine Arkana - Die Kelche
Kleine Arkana - Die Schwerter
Kleine Arkana - Die Münzen
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